Es schneit - der Unterschied zwischen Wunsch und Gesetzgebung
Schneeflöckchen, Weißröckchen, nun kommst du geschneit. Welche Pracht, welche Freude - zumindest für die Kinder.
Für motorisierte Verkehrsteilnehmer eher gefährlich, für Hausbesitzer einfach nur lästig.
Gerne würde ich das Zeug da liegen lassen, wo es sich gemütlich platziert hat. Das fleckige Betonmäuerchen mit den vertrockneten Unkrautresten davor sieht jetzt nicht mehr ungepflegt, sondern wildromantisch aus.
Aufgrund von § 41 Abs. 2 des Straßengesetzes für Baden-Württemberg und § 4 der Gemeindeordnung für Baden-Württemberg bin ich aber dazu verpflichtet, die Wege "auf solche Breite von Schnee oder auftauendem Eis zu räumen, dass Sicherheit und Leichtigkeit des Verkehrs gewährleistet und insbesondere ein Begegnungsverkehr möglich ist, [...] Bei Fußwegen besteht diese Verpflichtung für die Mitte des Fußweges."
Es ist durchaus eine Verhältnismäßigkeit erwähnt, und da es momentan in einer Tour durchschneit, muss ich nicht den ganzen Tag mit der Schippe parat stehen. Dafür ist aber auch ganz genau geregelt, an welchen Tagen und zu welcher Tageszeit der Bürgersteig gefahrlos begehbar sein muss. Und wohin das Räumgut entsorgt und nicht entsorgt werden darf (z.B. auf der Straße, s. unten). Und welche Streumittel ich verwenden darf. Und ...
Soweit die Gesetzgebung.
Zurück zum Wunsch. Und hier geht es gar nicht nur um meinen.
Während ich keuchend die Schneeschaufel schwinge, werde ich angesprochen. Ständig. Von allen Fußgängern, die momentan unterwegs sind.
"Auf dem Schnee läuft es sich viel besser, als auf dem geschobenen."
"Wenn Sie schieben, wird es doch nur glatter."
"Sie sind bisher die Einzige, die auf meinem Weg bisher geschoben hat."
"Das bringt doch eh nichts."
Danke, danke, danke. Ganz meine Meinung. Ändert aber nichts. Ich MUSS.
Unterdessen, nicht nur die Fußgänger und ich hätten den Schnee lieber auf dem Gehweg, die Autofahrer auch. Wenn ich nicht gerade durch Gesprächsversuche abgelenkt werde, sehe ich die kopfschüttelnden Gesichter der Vorbeifahrenden, die ob meiner Dreistigkeit, das Räumgut auf der Straße zu entsorgen, fassungslos ein gewagtes Ausweichmanöver auf die Gegenfahrbahn durchführen. Dabei wäre der Schnee doch weg, würden nur zwei bis drei von ihnen durch die von mir verursachten Haufen fahren anstatt dran vorbei.
Ich ignoriere sowohl die einen als auch die anderen. Endlich bin ich fertig. 25 Meter Pappschnee sind kein Zuckerschlecken. Nassgeschwitzt will ich die Schaufel wegräumen, als sich der städtische Räumdienst endlich (es ist 11 Uhr, ICH habe bereits ZWEImal geschoben) die Fahrbahn vornimmt ... und den ganzen Klumpatsch wieder auf den Bürgersteig befördert.
Da wünschte ich mir ... grrr.
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