Irgendwo in einem älteren Post hatte ich es bereits mal erwähnt:
Eins der Dinge, die ich generell vermeiden möchte, ist, mit den Kindern einkaufen zu gehen.
Mittlerweile bin ich etwas entspannter, denke ich, und will mit den beiden zusammen die Zutaten für die Muffins kaufen, die ich für ihre Klassenkameraden aufgrund des zurückliegenden Geburtstags zu backen gedenke. Bestimmt kommen sie da gerne mit.
Das waren gleich zwei Fehlannahmen hintereinander.
1.) Ich bin NICHT entspannter.
2.) Die Kinder können über alles jammern.
Zwilling A will auf keinen Fall mit einkaufen und wenn, dann nur mit dem Auto. (Der Supermarkt ist fünf Gehminuten entfernt, es dauert fast länger, das Auto aus der Garage zu holen, als zu laufen.) Derweil er sich quengelnd auf dem Boden wälzt, hat Zwilling B sich bereits angezogen und steht wartend an der Tür. Nicht einmal die Aussicht auf eine Fahrt mit den nagelneuen Tretrollern kann ihn dazu bewegen, sich aufzuraffen. Alleine zuhause bleiben will er aber auch nicht.
Mit der bisher erfolgversprechendsten Taktik der schlichten Ignoranz bringe ich ihn endlich dazu, sich ebenfalls anzuziehen.
Zwilling B will aber nun aufgrund einiger vorangegangener Stürze mit dem nagelneuen Tretroller auf nassem Asphalt lieber mit dem Fahrrad fahren. Und wenn Zwilling B das will, macht Zwilling A das auch.
Mittlerweile nass geschwitzt, weil bereits auf 1° C Außentemperatur gekleidet, muss ich noch die Katze aus dem Haus scheuchen, bevor wir dann endlich loskönnen.
Irrtum, können wir nicht.
Der Sattel des Kindes war nicht festgeschraubt und hatte sie auf das Einstellmaß für 1,08 Körpergröße zurückbegeben. Also krame ich erst noch Inbus- und Schraubschlüssel hervor und stelle das Fahrrad wieder richtig ein.
Endlich los jetzt.
Diverse Bürgersteigblockaden in Form von Kabelschachtbauarbeiten lassen die kurze Strecke bereits zu einer Herausforderung werden.
Die nächste folgt am Fahrradstellplatz des Supermarktes. Drei Fahrräder, zwei Kinder und nur ein Schloss.
"Ich will zumachen!"
"Nein, ich!"
"Nein, ich!"
"Nein, ich!" ... und so weiter.
Ich schließe die Fahrräder in der Zwischenzeit selbst ab.
"Menno Mama, das ist gemein. Das wollte ich machen."
"Nein, ich!"
"Nein, ich!"
Mein Nervenkostüm ist definitiv noch nicht vollständig regeneriert, es brodelt schon wieder.
Kaum betreten wir den Supermarkt, erfolgt die obligatorische Frage: "Dürfen wir ein Heft?"
Die Standardantwort: "Nein."
"Menno, Mama, das ist gemein. Wieso dürfen wir bei dir nie ein Heft."
In diesem Fall nicht, weil sie gerade Geburtstag hatten und ich zudem vor zwei Wochen in stundenlanger Kleinarbeit sämtliche Fitzelteilchen aus Überraschungseiern, HappyMeal-Tüten und Comicheften entsorgt hatte.
Trotz gemurmelten Protestes begeben sich die Kinder zur Zeitschriftenecke. Dann kann ich in Ruhe einkaufen, denke ich. Wieder geirrt. Zwilling B kommt zurück gerannt.
"Was wollen wir nochmal einkaufen?"
"Zutaten für eure Muffins."
"Ah, stimmt. Welche?"
"Die Maus-Muffins, die wir auch am Wochenende hatten."
"Oah, die mag ich nicht, die sind blöd."
...
Dann eben nicht, nehme ich halt die normale Backmischung mit den weißen Förmchen, ist sowieso 1 Euro günstiger. Und aus Trotz nehme ich noch zusätzlich die Standardmuffins, anstatt nur Schoko.
"Mama, komm mal, ich muss dir was zeigen."
Ich kann mir schon denken, was das ist, folge Zwilling A trotzdem. Natürlich, ein Comic-Heft, dieses Mal mit Handschellen und Polizeiausweis. (Die Trillerpfeife und das Fußball-Strafkarten-Set aus dem letzten Heft sorgen regelmäßig für Geschrei und Tränen am Esstisch.)
"Können wir das haben?"
"Nein, nein, und nochmals nein."
"Menno, warum nicht?"
"Weil ..."
Irgendwie steckt die Platte fest.
Die Kinder quengeln sich mit mir bis zur Kasse. Ich lege ihnen hörbar genervt dar, dass sie sich zukünftig gefälligst ihr eigenes Geld mitnehmen sollen und sich dann so viele Hefte kaufen können, wie sie wollen. Daraufhin fordert Zwilling A, dass ich ihnen das Heft ja vorstrecken könne. Ich erinnere ihn daran, dass er mir noch Geld für den Gummiball schuldet, woraufhin er kontert, dass er eben nicht wisse, wo sein "Poponee" sei.
"Tja, dann such erstmal und lerne, auf deine Sachen aufzupassen."
O Gott, ich klinge wie meine Mutter früher.
Am Backstand will ich noch zwei Teilchen kaufen, die Kinder suchen sich etwas aus, "Hauptsache groß" ist das Auswahlkriterium. Glücklicherweise lassen sie sich davon überzeugen, dass Aprikosenstrudel und Kirschtasche nicht die bevorzugten Süßigkeiten darstellen und wählen Schokogipfel und Nussschnecke.
An den Fahrrädern herrscht dasselbe Problem wie bei der Ankunft, es sind immer noch weniger Schlösser als Kinder ...
Endlich zuhause. Während die beiden den Küchentisch und Fußboden innerhalb von Sekunden wieder in ein Katzenparadies verwandeln, bereite ich die Zutaten für die Muffins vor. Unmittelbar nach Aufbau der Küchenmaschine entbrennt der Streit darum, wer das Öl und wer das Wasser einschütten, wer die Eier aufschlagen und wer den Quirl anstellen darf. Bevor überhaupt eine homogene Masse entstanden ist, wollen sie schon naschen.
Es gilt noch, die Papierförmchen auf den Muffinblechen zu verteilen, ich habe extra noch ein zweites gekauft.
Das haben wir jetzt davon, dass die beiden in unterschiedlichen Klassen sind. Anstatt 24 muss ich nun 48 Küchlein backen. Zwilling B teilt mir dann auch noch naseweis mit, dass die beiden Formen aber nicht ausreichen für die benötigte Anzahl an Süßgebäck.
Die erste Ladung ist im Ofen, schnell lasse ich die Teigreste aus der Schüssel mit heißem Wasser im Abfluss verschwinden, bevor die Zwillinge fragen können. Noch mehr Zucker brauchen die heute echt nicht.
Die zweite Ladung wird mit denselben Diskussionen zubereitet wie die erste. Nun habe ich auch noch den Fehler gemacht, die benötigten Dekostreusel aus einer Tüte zu entnehmen, anstatt zu gleichen Teilen aus zwei Tüten, so dass jetzt das eine Kind viel weniger Schokostückchen in den Teig schütten kann als das andere ...
Als endlich die zweite Ladung im Ofen ist und die erste auf Abkühlgittern verteilt, denke ich aufatmend, jetzt ist es geschafft ... heute ist mein Tag der Irrtümer.
Am Ende ist es auch noch unfair, dass Zwilling B mehr Muffins bekommt als Zwilling A. Die Erklärung, dass in der einen Klasse ja nun auch nur 18 Kinder seien, während es in der anderen 24 sind, fruchtet nicht. Vermutlich wäre Zwilling A auch zufrieden gewesen, wenn ich seine Muffins ebenfalls auf zwei Gefäße verteilt hätte. Irgendwie habe ich das in all den Jahren mit Zwillingen immer noch nicht gelernt. Und gebe mich natürlich auch der Illusion hin, dass eine ausführliche Erklärung als Deeskalationsmittel genügt.
Dabei müsste ich das mittlerweile nun wirklich besser wissen ...
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