Schubladen
Es klingelt an der Tür. Ein Blick durch die Butzenscheibe lässt erahnen: ein tief ausgeschnittenes Tank-Top auf stark behaarter Männerbrust, fast übergangslos darüber ein langer Bart und dunkles Haupthaar. Die neongelbe Warnweste und der längliche Gegenstand in der Hand der Person lassen darauf schließen, dass es sich um den Mitarbeiter eines Paketdienstes handelt. Vorsichtig öffne ich die Tür.
Freudestrahlend wünscht mir der Mann einen schönen Tag, liest das Etikett.
"Ein Paket für Frau Henkel, ist das hier richtig?"
"Ja."
Er drückt mir das Päckchen in die Hand. Keine Unterschrift notwendig.
"Das war's auch schon, Frau Henkel. Einen schönen Tag Ihnen noch und gute Besserung." Wendet sich ab und eilt zurück zum Lieferwagen.
Verdutzt blicke ich ihm hinterher.
Freundlich, gut gelaunt, höflich, akzentfrei UND auch noch aufmerksam, hatte er doch in den paar Sekunden zwischen Tür und Angel neben Erledigung seines Auftrags auch die Aircast-Schiene an meinem Sprunggelenk bemerkt.
Wie gut, dass man Schubladen umsortieren kann.
Family- and Facility-Management | Lustiges, Alltägliches und Nachdenkliches aus meinem Leben nach der Kündigung
Mittwoch, 10. Oktober 2018
Montag, 20. August 2018
Anziehende Aussicht
Kürzlich schnappte ich folgenden Gesprächsfetzen unserer achtjährigen Zwillinge auf:
Zwilling A trällert: "Panorama, Panorama ..."
Zwilling B fragt: "Weißt du, was ein Panorama ist?"
A: "Nicht so genau, weißt du das?"
B: "Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube, das ist so etwas ähnliches wie ein Schlafanzug."
Kürzlich schnappte ich folgenden Gesprächsfetzen unserer achtjährigen Zwillinge auf:
Zwilling A trällert: "Panorama, Panorama ..."
Zwilling B fragt: "Weißt du, was ein Panorama ist?"
A: "Nicht so genau, weißt du das?"
B: "Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube, das ist so etwas ähnliches wie ein Schlafanzug."
Mittwoch, 1. August 2018
Wie wegen dreckiger Hosen eine schulische Zielvereinbarung nicht eingehalten werden konnte
Letzte Woche war Eltersprechtag. Zumindest hieß das bei mir früher so. Jetzt heißt es "Schulisches Entwicklungsgespräch", ist aber genaugenommen eine Standortbestimmung wie im Berufsleben.
Der Schüler gibt eine Selbsteinschätzung zu Verhaltensweisen und Leistungen ab und der Lehrer ebenfalls. (Fehlt eigentlich nur noch das Peer Feedback.)
Kindgerecht mit Smileys für "fully met" und "exceeded", eine Baustelle bei "room for improvement".
Die Aussage ist dieselbe. Nur das mit der Gaußschen Normalverteilung ist noch keine Pflicht, da es keinen monetären Bonus gibt, sondern lediglich Punkte, Aufkleber, Stempel oder was weiß ich, und der Vorrat hier scheint unbegrenzt.
Jedenfalls ist der Mitarbeiter - äh, sorry, Schüler so gut, dass es eigentlich keine sinnvollen Verbesserungsvorschläge gibt. Aber irgendetwas muss man ja bei den Zielen hinschreiben, nicht wahr, also soll der Schüler doch einfach mal Geschichten schreiben. Und zwar eine pro Woche.
Weil der Schüler das zwar eigentlich blöd findet, insgesamt aber sehr pflichtbewusst ist, setzt er sich direkt am nächsten Tag mit einem Bleistift vor ein Blatt Papier und schreibt mit zwischen die Zähne geschobener Zunge eine Geschichte auf, die er anschließend stolz präsentiert und im Laufe des Wochenendes mehrmals vorliest.
Szenenwechsel.
Der Schüler steht vorm Schrank und beschwert sich über den Mangel an passendem Beinkleid. Da am nächsten Tag wieder Schule ist, eilt die Mutter in die Waschküche, klaubt alle auffindbaren Jeans zusammen und stopft sie in die Waschmaschine, damit sie zu später Stunde noch in den Trockner wechseln können und am Morgen bereit für neue Pfützen und Schlammlöcher sind.
Am nächsten Morgen fragt der Schüler auch prompt nach seiner Hose. Es stellt sich aber heraus, dass er nicht irgendeine Hose meint, sondern exakt die, welche er gestern anhatte.
... mit Sicherheit hattet ihr in eurer Klasse auch immer diesen einen Schüler, dessen Hamster die Hausaufgaben gefressen oder dessen Wellensittich die Unterhose zum Nestbau benutzt hatte, weswegen er schon wieder zu spät zum Unterricht kam?
Nun, leider hat unser Schüler die Angewohnheit, alle wichtigen und unwichtigen Zettel - also Kassenbons, Schatzkarten und Hausaufgaben - auf Briefmarkengröße zusammenzufalten und in die Hosentasche zu stecken.
Die Mutter rennt zum Trockner. Beim Öffnen der Tür bröseln ihr bereits kleine Papierklümpchen entgegen, der Großteil steckt jedoch im Filter. Auch in der Hosentasche befindet sich noch ein kleiner Rest des ehemaligen Aufsatzes, die Helden der Geschichte weißgewaschen und klargespült, die Aufgabe geschleudert und gefönt, aus und vorbei ...
Und die Moral von der nicht mehr existenten Geschichte: Das nächste Mal kontrolliere ich WIRKLICH alle Taschen.
Letzte Woche war Eltersprechtag. Zumindest hieß das bei mir früher so. Jetzt heißt es "Schulisches Entwicklungsgespräch", ist aber genaugenommen eine Standortbestimmung wie im Berufsleben.
Der Schüler gibt eine Selbsteinschätzung zu Verhaltensweisen und Leistungen ab und der Lehrer ebenfalls. (Fehlt eigentlich nur noch das Peer Feedback.)
Kindgerecht mit Smileys für "fully met" und "exceeded", eine Baustelle bei "room for improvement".
Die Aussage ist dieselbe. Nur das mit der Gaußschen Normalverteilung ist noch keine Pflicht, da es keinen monetären Bonus gibt, sondern lediglich Punkte, Aufkleber, Stempel oder was weiß ich, und der Vorrat hier scheint unbegrenzt.
Jedenfalls ist der Mitarbeiter - äh, sorry, Schüler so gut, dass es eigentlich keine sinnvollen Verbesserungsvorschläge gibt. Aber irgendetwas muss man ja bei den Zielen hinschreiben, nicht wahr, also soll der Schüler doch einfach mal Geschichten schreiben. Und zwar eine pro Woche.
Weil der Schüler das zwar eigentlich blöd findet, insgesamt aber sehr pflichtbewusst ist, setzt er sich direkt am nächsten Tag mit einem Bleistift vor ein Blatt Papier und schreibt mit zwischen die Zähne geschobener Zunge eine Geschichte auf, die er anschließend stolz präsentiert und im Laufe des Wochenendes mehrmals vorliest.
Szenenwechsel.
Der Schüler steht vorm Schrank und beschwert sich über den Mangel an passendem Beinkleid. Da am nächsten Tag wieder Schule ist, eilt die Mutter in die Waschküche, klaubt alle auffindbaren Jeans zusammen und stopft sie in die Waschmaschine, damit sie zu später Stunde noch in den Trockner wechseln können und am Morgen bereit für neue Pfützen und Schlammlöcher sind.
Am nächsten Morgen fragt der Schüler auch prompt nach seiner Hose. Es stellt sich aber heraus, dass er nicht irgendeine Hose meint, sondern exakt die, welche er gestern anhatte.
... mit Sicherheit hattet ihr in eurer Klasse auch immer diesen einen Schüler, dessen Hamster die Hausaufgaben gefressen oder dessen Wellensittich die Unterhose zum Nestbau benutzt hatte, weswegen er schon wieder zu spät zum Unterricht kam?
Nun, leider hat unser Schüler die Angewohnheit, alle wichtigen und unwichtigen Zettel - also Kassenbons, Schatzkarten und Hausaufgaben - auf Briefmarkengröße zusammenzufalten und in die Hosentasche zu stecken.
Die Mutter rennt zum Trockner. Beim Öffnen der Tür bröseln ihr bereits kleine Papierklümpchen entgegen, der Großteil steckt jedoch im Filter. Auch in der Hosentasche befindet sich noch ein kleiner Rest des ehemaligen Aufsatzes, die Helden der Geschichte weißgewaschen und klargespült, die Aufgabe geschleudert und gefönt, aus und vorbei ...
Und die Moral von der nicht mehr existenten Geschichte: Das nächste Mal kontrolliere ich WIRKLICH alle Taschen.
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